Pfarrkirche Grinzens

Grinzens wurde im Jahr 1811 zur selbständigen Gemeinde erhoben. Kirchlich blieb die neue Gemeinde weiterhin der Pfarre Axams zugehörig. In der Wirkungszeit des Axamer Pfarrers Josef Karnelli (Pfarrer in Axams von 1834-1846) bot der Besitzer des Edelhofes (Wirt) in Untergrinzens, Herr von Hermanni, den Grinzigern an, eine Kirche zu bauen und ein Benefizium zu stiften. Das Wirtshaus wollte Herr von Hermanni als Widum zur Verfügung stellen. Den Kirchenbau sollte in der Nähe des damals bestehenden Theaters entstehen. Die ablehnende Haltung des Pfarrers kam im Ausspruch zum Ausdruck: „Der Widum wird bald das Wirtshaus und die Kirche das Theater sein“. So wurde das Bauvorhaben verhindert.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Wunsch nach einer eigenen Kirche immer stärker. Im Jahr 1950 wurde bei einer Gemeindeversammlung, zu der Pfarrer Alois Beirer und Bürgermeister Franz Leitner eingeladen hatten, der Bau einer eigenen Kirche beschlossen. Der Plan für die neue Kirche stammt von Ing. Jakob Walcher. Die Bauausführung wurde dem Baumeister Oswald Jenewein übertragen. Als 1952 der Grundstein für die Kirche gelegt wurde, waren die Aufbahrungskapelle und der Friedhof schon fertiggestellt. Dem neu gegründeten Kirchenbauverein gelang es, die Bevölkerung zur tatkräftigen Mitarbeit zu bewegen. Die Baukosten wurden hauptsächlich durch Spenden aufgebracht. Zusätzlich wurden 7846 freiwillige Arbeitsstunden geleistet.
Die Weihe der neuen Kirche erfolgte am 13. Juni 1954 durch Bischof Dr. Paulus Rusch. Als Patron der Kirche wurde der heilige Antonius von Padua erwählt. Zwei Jahre später konnten die neuen Glocken feierlich eingeholt und von Monsignore Dr. Resch geweiht werden.

Kirche Grinzens

Baubeschreibung – das Äußere
Die Kirche ist nach Westen ausgerichtet, der Eingang befindet sich im Osten, die Rückwand des Altarraumes im Westen. Ein nach Süden offener Vorraum verbindet das Gotteshaus mit der Aufbahrungskapelle. Am Übergang vom Langhaus zum Altarraum steht der markante Südturm mit Sichtschlitzen, rundbogigen Schallfenstern und Zeltdach. Das rechteckige, durch Strebepfeiler gegliederte Kirchenschiff mündet in einen eingezogenen, niedrigeren Westchor. Rundbogenfenster gliedern die Seitenwände des Gotteshauses. Ein Rundfenster und das Kriegerdenkmal gliedern und schmücken die Eingangsfassade. Ein architektonisch prägendes Element ist das Walmdach der Pfarrkirche.

Der Innenraum
Das rechteckige Kirchenschiff und der stark eingezogene Altarraum prägen das Erscheinungsbild. Beide Räume werden von einer Flachdecke überfangen. Das verhältnismäßig breite Kirchenschiff wird hauptsächlich durch die Rundbogenfenster gegliedert, welche eine für die Erbauungszeit typische, rechteckige Verglasung mit mehrfärbigem Kathedralglas aufweisen. Über dem Eingangsbereich erhebt sich eine Empore mit einfacher Mauerbrüstung. Ein Oratorium -artiger Balkon über der Sakristeitür bietet zusammen mit dem dahinter liegenden offenen Raum Platz für eine kleine Orgel und eine Schola. Der gemauerte, durch parallele Längsrippen gestaltete Unterteil trägt ein teils figural gestaltetes Oratoriums-Gitter. Zwischen Vertikalstäben sind jeweils musizierende und singende Engel gruppiert.

Altar, Ambo und Vorstehersitz
Der Altar ist die geistliche Mitte der Kirche; hier feiert der Priester zusammen mit der Pfarrgemeinde die Eucharistie. Der Altar wird als Tisch des eucharistischen Brotes, der Ambo Tisch des göttlichen Wortes bezeichnet.
Der Entwurf für Altar, Ambo, Vorstehersitz, Ministrantensitze, Osterleuchter, Kredenztisch und Ewiglichtleuchter stammen von Architekt Georg Lanza aus Hall in Tirol. Entsprechend der schlichten Architektur des Kirchenraumes hat Georg Lanza den neuen Altar, den Ambo und die anderen vorher genannten Objekten einer strengen, linearen Form entworfen. Durch die Situierung des Altares, des Ambo und des Priestersitzes wird der Gemeinschaftscharakter der liturgischen Feier gefördert und betont. Die Ausführung der Arbeiten erfolgte durch die Firma Thomas Schweighofer aus Birgitz und die Firma Hammerle aus Mils bei Imst.
Am 13. September 2009 wurde der Altar von Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer geweiht, der Ambo gesegnet und die anderen neuen Objekte ihrer Bestimmung übergeben.

Figurale Ausstattung
Alle figuralen Ausstattungsstücke stammen (mit Ausnahme des heiligen Antonius -an der Südwand-, den Josef Zeisler aus Axams geschaffen hat), von Hans Falkner aus Axams.

Altarrelief Grinzens

An der Chorwand steht die verkürzte Mensa des ehemaligen Hochaltares. In die Mensaverkleidung sind drei Reliefs eingelassen. Sie stellen Begebenheiten aus dem Leben des Kirchenpatrons, des heiligen Antonius von Padua dar. Das mittlere Relief zeigt den Heiligen bei der Verehrung des Jesukindes, rechts ist die „Fischpredigt“ des heiligen Antonius dargestellt und links das „Eselwunder“ (der Esel hat sich vor dem Allerheiligsten niedergekniet, sein Besitzer wollte nicht an die Gegenwart Jesu in der Eucharistie glauben).
Auf der Mensa steht der Tabernakel, über dem sich das überlebensgroße Kruzifix erhebt.
Der Gekreuzigte ist im Stil der Nachkriegszeit ausgeführt. Seine Drehung und der stark angewinkelte rechte Arm wirken wie ein Gestus der Zuwendung zu den Gläubigen, die sein Opfer feiern. Sein überlanger, durchgeistigter Körper mit dem angewinkelten rechten Arm lässt auch an den Auferstandenen denken, der die Menschen segnet. Zwei große Engel mit vergoldeten Flügeln, schwebend auf silbernen Wolken, beten den Gekreuzigten an.

Altar Grinzens

Der Seitenaltar ist der Muttergottes geweiht. An der Mensaverkleidung ist ein Relief mit der Darstellung der Verkündigung des Herrn angebracht. Hans Falkner hat sich bei der gekrönten, betenden Madonna auf die wesentlichen formalen Elemente beschränkt.

Muttergottes Grinzens
Am rechten Übergang vom Kirchenschiff zum Altarraum befindet sich der Taufort mit Taufbecken und Osterkerze. Das steinerne, sechseckige Taufbecken mit der Darstellung der Taufe Jesu trägt einen Deckel aus Bronzeguss.

Taufbecken Grinzens
Die Statue des Kirchenpatrons an der Südwand stammt, wie schon erwähnt, vom Axamer Bildhauer Josef Zeisler. Antonius wird hier als Kenner, Verehrer und Verkünder der Worte der Heiligen Schrift dargestellt.
Die Kreuzwegstationen an der Emporenbrüstung stammen aus der Kapelle beim „Rauchhäusler“. Die kleinen Stationsbilder sind qualitätsvolle Arbeiten aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.

Krippe
Die Weihnachtskrippe stammt von Hans Falkner.

Pfarrer Rudolf Silberberger

Literatur:
Dehio-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs: Tirol, Wien 1980.
Felderer Johann, Chronik der Pfarrei Axams, Axams 1902.
Pfaundler-Spat, Tirol Lexikon, Innsbruck-Wien-Bozen.