Pfarrkirche Birgitz

Im Jahr 1637 erbaute die Gemeinde Birgitz eine Kirche oder Kapelle, welche am 21. September 1637 konsekriert worden ist. Am 10. März 1727 wird diese Kirche abgebrochen und mit dem Neubau der heutigen Kirche begonnen. Das Gotteshaus wurde zusammen mit drei Altären am 1. August 1728 eingeweiht. Das Patrozinium wird am Fest „Maria Heimsuchung“ gefeiert. Die Bauleitung lag in den Händen von Matthias Rangger.

Pfarrkirche Birgitz

Außenansicht
Die Hauptfassade der Pfarrkirche ist zur Straße hin ausgerichtet. An der Ostseite steht der Kirchturm am Übergang vom erweiterten südlichen Langhausjoch zum Presbyterium. Das Glockengeschoß mit rundbogigen Schallfenstern erhebt sich über einem Gesims und wird mit Dreiecksgiebeln abgeschlossen. Den obersten Abschluss bildet ein achteckiger Aufsatz mit Zwiebelhelm und Laterne.
Das Langhaus gliedert sich in drei Joche bzw. Fensterachsen, der Altarraum besteht aus zwei Jochen mit dreiseitig geschlossenem Chor. Den schlichten Bau gliedern an den Außenwänden nur die Fenster und eine einfache Architekturmalerei. Die dreiachsige Hauptfassade ist durch Eckpilaster und Gesimse gegliedert und wird von einem Volutengiebel bekrönt. Über dem steingerahmten Hauptportal erblickt man ein Rundbogenfenster. Die Mittelachse zieren zwei Bilder; zwischen Portal und Rundbogenfenster ein Kreuzwegbild und im Giebel die Darstellung der Heimsuchung Mariens. Die Seitenachsen gliedern sich in zwei Rechteckfenster mit darüber liegenden Rundbogennischen. In den Nischen stehen die sehr qualitätsvollen Figuren des heiligen Sebastian (links) und des heiligen Blasius (rechts).

Der Innenraum
Dem Grundriss der Pfarrkirche ist ein lateinisches Kreuz eingeschrieben. Die Wände werden durch geschichtete, kannelierte Pilaster mit ionischen Kapitellen und mächtigem Gebälk gegliedert. Über diesem Gebälk erhebt sich das Tonnengewölbe mit Gurtbögen und Stichkappen. Profilierte Stuckleisten zieren das Gewölbe, die Fensterlaibungen und bilden die Umrahmung der Fenster. Der sparsam aufgebrachte Zierstuck beschränkt sich auf die aufwändig gestalteten Apostelzeichen, die Kartusche am Triumphbogen und die Kapitelle. Zur Kircheneinrichtung zählt die prachtvolle, über einem Holzkern stuckierte Kanzel.
Die Deckenbilder stammen von Josef Anton Kirchebner (1757-1839). Die Bilder sind in Öltechnik gemalt und wurden 1825 fertiggestellt. Im Jahr 1970 wurden bei der Neuausmalung des Innenraumes die Deckenbilder großflächig und derb übermalt. Bei der Innenrestaurierung im Jahr 2008 wurden sie unter großem Aufwand wieder freigelegt, an den Fehlstellen rekonstruiert und vollständig restauriert.
Im Deckenbild des Altarraumes ist die heiligste Dreifaltigkeit dargestellt, zusammen mit Maria, Antonius von Padua und Sebastian.
Das Hauptbild des Kirchenschiffes zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel. Die Apostel sind staunend um das leere Grab Mariens versammelt, über ihnen schwebt Maria auf einer Wolkenbank dem Himmel zu. Ein Reigen von Engeln umgibt sie und führt sie in Gottes Licht. Rechts bilden antike Architekturelemente und links ein orientalischer Landschaftsteil den Übergang zwischen irdischer und himmlischer Bildhälfte.
Das Bild über der Orgel stellt den Harfe spielenden König David dar.
In den Stichkappen des Langhauses sind die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zu sehen. Über dem Eingangsbereich erhebt sich eine doppelgeschossige Empore. Auf der Musikempore steht eine Orgel des Orgelbaumeisters Johann Pirchner aus Steinach am Brenner. Sie wurde im Jahr 1977 errichtet.

Altäre
Altar und Ambo wurden in der Formensprache der Gegenwart vom Architekten Rupert Messner entworfen und in Untersberger Marmor von Ing. Erwin Schumacher aus Axams ausgeführt. Die einheitliche Bestuhlung bestehend aus Vorstehersitz, Konzelebranten- und Ministrantensitzen wurde ebenfalls von Rupert Messner entworfen. Die Ausführung der Arbeiten erfolgte durch die Firma Thomas Schweighofer aus Birgitz. Der Altar wurde am 8. Dezember 2008 von Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer geweiht. Auf dem Altar wird die Eucharistie gefeiert, er ist deshalb die geistliche Mitte des Gotteshauses. Die ausschwingende Doppelstufe verbindet das Presbyterium mit dem Langhaus zu einem gemeinsamen Feierraum.
Maria Heimsuchung Birgitz

Der barocke Hochaltar stammt aus der Regelhauskapelle in Innsbruck und wurde nach der Aufhebung dieses Klosters für die Birgitzer Kirche angekauft. Das zugehörige Altarblatt „Maria Verkündigung“ stammt von Johann Georg Dominikus Grasmair (1691-1751). Es wird nur im Advent und in der Weihnachtszeit verwendet. Das Altarblatt „Maria Heimsuchung“ wurde von Josef Anton Kirchebner (1757-1839) geschaffen.
Der Altar ist eine Säulenarchitektur mit kannelierten, gelüsterten Säulen, vorschwingendem Gebälk und gesprengtem Giebel. Im aufschwingenden, reichverzierten Altarauszug thront Gottvater mit Weltkugel und Zepter. Zwei besonders elegante Engel sitzen auf den gesprengten Giebeln und huldigen Gottvater. Die seitlichen Opfergangportale werden von den Heiligen Johannes Ev. (rechts) und Josef (links) überhöht, welche, wie auch die anderen Figuren des Hochaltares, dem Innsbrucker Bildhauer Nikolaus Moll (1676-1754) zugeschrieben werden. Von besonderer Qualität sind die Vorlegestufen, eine Intarsien-Arbeit aus der Entstehungszeit des Altares.
In den leicht erweiterten Kreuzarmen stehen die beiden Seitenaltäre. Über stark geschwungenen Sockeln erheben sich lisenenartige Voluten, die von einem Kapitell bekrönt und von einem stark verkröpften Gebälk überfangen werden. Reich ornamentiert erheben sich die Altarauszüge über dem Architrav. In einem Strahlenkranz ist am rechten Seitenaltar das Jesusmonogramm, am linken das Marienmonogramm zu sehen.
Der rechte Seitenaltar ist dem heiligen Sebastian geweiht. Das Altarbild wurde von Anton Kirchebner im Jahr 1746 geschaffen und zeigt das Martyrium des heiligen Sebastian. Für den Vorsatzrahmen gibt es zwei Bilder, welche der kirchlichen Festzeit entsprechend verwendet werden: ein Herz Jesu Bild und ein Josefsbild; Entstehungszeit der Bilder und Rahmen um 1810. Die Altarfiguren stammen wohl noch aus dem Vorgängerbau, rechts ist der heilige Rochus, links der heilige Pirmin dargestellt. Beide sind zusammen mit dem heiligen Sebastian die bedeutendsten Pestpatrone.

Mariahilfbild Birgitz

Der linke Seitenaltar trägt den Titel des heiligen Antonius von Padua. Das Altarbild zeigt die Muttergottes mit dem Jesukind und in Dreieckskomposition unter den beiden kniend den heiligen Antonius, der gerade die Füße des göttlichen Kindes küsst. Das Bild stammt von Josef Anton Kirchebner und wurde im Jahr 1787 geschaffen. Das Vorsatzbild ist eine Kopie des Mariahilf-Gnadenbildes im Dom zu Innsbruck. Es ist um 1810 entstanden. Bei den Altarfiguren handelt es sich um den heiligen Valentin (rechts) und den heiligen Erasmus (links). Valentin wird als Patron gegen Epilepsie und Erasmus als Helfer bei Koliken, Unterleibs- und Magenkrankheiten verehrt.

Die Kanzel
Sie wurde schon bei den Stuckarbeiten erwähnt. Positioniert ist sie über der Turmtür im ersten Joch des Altarraumes. Der Kanzelkorb zeigt zwischen Voluten und stark geschwungenen und verkröpften Gesimsen die vier lateinischen Kirchenväter. Im Anlauf ist in einer das Entstehungsjahr 1742 angegeben. Der mehrstöckige Schalldeckel trägt einen Aufbau aus Volutenbändern, Engeln, Blumenfestons und den Symbolen der vier Evangelisten, deren Namen in einem jeweils offenen Buch geschrieben stehen. Bekrönt wird die Kanzel von einem Posaune blasenden Engel (Erinnerung an das jüngste Gericht), der zugleich das Symbol für den Evangelisten Matthäus ist.
Gegenüber der Kanzel, über der Sakristeitür befindet sich ein Oratorium, verhalten ausschwingend zeigt der Unterteil, ähnlich gestaltet wie die Kanzel, zwischen Voluten und Gesimsen die heilige Barbara (rechts) und die heilige Klara von Assisi. Den Oberteil bildet ein geschwungenes Gitterwerk mit ornamentierten Aufsatz.

Pfarrer Rudolf Silberberger

Literatur:
Dehio-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs: Tirol, Wien 1980.
Felderer Johann, Chronik der Pfarre Axams, Axams 1902.
Michalowski Pawel, Schlussbericht über die Restaurierung der Deckenbilder in der Pfarrkirche Birgitz, 2008.
Pfaundler-Spat, Tirol Lexikon, Innsbruck-Wien-Bozen 2005.