Jesus unser Weg (Predigt von Peter Ferner, 15.1.2023)
Johannes der Täufer ruft zur Umkehr, zum Umdenken. Er ruft uns, den Weg des Evangeliums zu gehen, den Weg des Gewissens, den Weg Jesu. Das ist nicht irgendein Weg; das ist ein neuer Weg. In der Apostelgeschichte werden die Christen als „die Anhänger des neuen Weges“ bezeichnet.
Auf diesem Weg treffen wir Entscheidungen. Wenn wir uns dafür entscheiden, was in unserer konkreten Situation Jesus an unserer Stelle tun würde, dann liegen wir richtig, denn Jesus ist der Weg, der neue Weg.
Christen gehen, so heißt es, den Weg „ohne murren und bedenken“, ja sogar mit einem gewissen Humor. Wo Menschen aus ihrem Glauben heraus fröhlich unterwegs sind, hat der Versucher keine Chance. Der Versucher will uns vom zuversichtlichen Weg abbringen. Dann wird alles dunkel und negativ. Ein Blick in die Gesellschaft zeigt, dass der Versucher sehr erfolgreich ist.
Weiters sind Christen gemeinschaftlich unterwegs. So sehen sie, wenn dem anderen der Schuh drückt und sie helfen. Wird das Christentum zu privat gelebt, mit zu wenig Kirchenbezug, verlieren die Christen ihre Mitmenschen aus den Augen. Zu privat heißt: „Ich kann daheim beten, am Berg, allein.“ Dies ist recht und gut, aber zu abgesondert.
Christsein ist vernünftig: da braucht es einen Plan, was ich heute tue, was morgen drankommt, was ich besser anderen überlasse, was ich gar nicht in Angriff nehmen will.
Meister Eckehard, ein mittelalterlicher Theologe, rät, immer den Weg der Mitte zu wählen. Extreme tun nicht gut. Wir brauchen nur mal die Nachrichten anzuhören, dann nehmen wir wahr, welches Durcheinander Extrempositionen schaffen – in der Politik, in der Wirtschaft, auch im Religiösen.
Als Menschen auf dem Weg sind wir noch nicht am Ziel. Dies bedeutet: wir wissen noch nicht alles. Weder vom Leben noch von unserer Religion noch von der Welt noch von Gott. Wir sollen auch nicht so tun, als wüssten wir schon alles. Das gilt auch für uns Priester. Christen sind deswegen grundsätzlich demütige Menschen, wie Christus selbst, den Johannes der Täufer als Lamm Gottes bezeichnet.
Niemand, der auf dem Weg ist, ist perfekt. Darum mögen wir alleweil nachsichtig unterwegs sein. Paulus sagt: „Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch vergeben hat.“ In einer Zeit voller Spannungen, Aggressionen und der Dialogunfähigkeit auf allen Ebenen, ist dies besonders wichtig.
Auf dem Weg gibt es nicht nur Angenehmes. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als alles zu nehmen, wie es ist und das Beste daraus zu machen. Das Beste ist das Optimum. Wer so geht, ist ein Optimist. Christen sind Optimisten. Sie müssen Optimisten sein, sonst sind sie untreu. Besonders fordernd sind die trockenen Phasen im Leben, die Wüsten. Hier sagt Alfred Delp: „Die Wüsten müssen bestanden werden: die Wüste der Einsamkeit, der Weglosigkeit, der Sinnlosigkeit. Gott, der um uns weiß“, schreibt er und das ist sehr tröstlich, „erschließt uns in unserer Wüste Quellen, aus denen wir leben können.“ Ein gutes Gespräch mit einem Menschen des Vertrauens, ein Gebet bei einer Wallfahrt, … sind solche Quellen. Wenn wir müde geworden sind auf dem Weg, dann dürfen wir mit reinem Gewissen ausruhen. Das hat auch Jesus getan. Zu den Stellen in der Heiligen Schrift, die ich sehr schätze, zählen besonders auch jene, in denen vom schlafenden Jesus erzählt wird.
Eine letzte Bemerkung noch: Im ersten Buch der Bibel, dem Buch Genesis, heißt es: „Ich euer Gott, werde meinen Engel schicken, der euch vorausgeht. Er soll euch auf dem Weg behüten und euch an den Ort bringen, den ich für euch bestimmt habe.“ Christen haben Gottvertrauen. Dieses befreit von Angst, auch von der Zukunftsangst. Und so beten Christen zu Gott, wie es im Buch Tobit heißt: „Bitte, lieber Gott, gib dass unser Weg gerade ausführt und dass alles, was wir tun und planen, ein gutes Ende nimmt“ – so auch meine Predigt. Amen.