Pfarrkirche Axams

Die Pfarre Axams zählt zu den Urpfarren der Diözese und umfasste ehemals das westliche Mittelgebirge, Sellrain, Oberperfuß, Kematen, Zirl und Reith bei Seefeld. Die Pfarre existierte schon in karolingischer Zeit; eine Kirche wird in Axams erstmals im 10. Jahrhundert erwähnt.
Über die Vorgängerbauten der Pfarrkirche ist sehr wenig bekannt. Im 15. Jahrhundert musste die romanische Pfarrkirche einem gotischen Neubau weichen, der 1498 mit drei Altären geweiht wurde. Von diesem Kirchenbau ist noch der Turm erhalten, der im Jahr 1511 vollendet und 1512 vollständig bezahlt worden ist. Die Zahlungsbestätigung von Lukas Peylsteiner aus Untermieming ist noch im Pfarrarchiv erhalten. Eine Ansicht dieser Kirche gibt es auf einem Ölbild von Peter Witting aus dem Jahr 1718.
Unter Pfarrer Anton Burglechner von Thierburg und Vollandsegg (1731-1760 Pfarrer in Axams) wurde der barocke Neubau aufgeführt. Im Jahr 1732 wurde mit dem Neubau begonnen. Zwei Jahre später war die Weihe des neuen Gotteshauses. Der Bauplan stammt vom Innsbrucker Maurermeister Matthias Umhaus(er) (gest.1764). Die Bauausführung lag wahrscheinlich in den Händen von Matthias Rangger, der schon 1727/28 den Bau der Birgitzer Kirche geleitet hatte.

Baumeister und Künstler
Matthias Umhauser wurde 1719 Stadtbaumeister in Innsbruck. Er plante und leitete mehrere Kirchenbauten in Tirol.
Matthias Rangger – von ihm gibt es wenige gesicherte Nachrichten.
Andrä Gratl – Stuckateur aus Amras
Anton Gigl wurde in Wessobrunn geboren und verstarb in Innsbruck im Jahr 1769. Mit seinem Bruder Augustin kam er nach Innsbruck. Von ihm stammen viele Stuckarbeiten in Tiroler Kirchen und Profanbauten.
Josef Arnold der Ältere wurde in Stans bei Schwaz im Jahr 1788 geboren und verstarb in Innsbruck 1879. Nach Lehrzeiten bei Joseph Schöpf und Studien in München und Wien schmückte er viele Kirchen in Tirol und in anderen Ländern mit Fresken und Altarblättern.
Johann Georg Dominikus Grasmair wurde 1691 in Brixen geboren und starb 1751 in Wilten. Viele Ölgemälde, hauptsächlich in Tiroler Kirchen, zeugen von seiner Meisterschaft.
Anton Kirchebner wurde 1702in Axams geboren und verstarb nach dem Sturz vom Malergerüst in Inzing 1779. Vermutlich war er Schüler von Anton Zoller; viele Fresken und Ölbilder in Tiroler Kirchen stammen von seiner Hand.
Joseph Anton Kirchebner war Sohn des Anton Kirchebner. Geboren wurde er 1757 in Götzens, verstorben ist er in Birgitz 1839. Seine Arbeiten werden dem Klassizismus zugeordnet.
Caspar Je(h)le, geboren 1814 in Ried im Oberinntal, gestorben 1893 in Innsbruck. Er studierte in Wien und wurde anschließen in Tirol zu einem der wichtigsten Vertreter der historistischen (Nazarener) Malerei.
Alois Martin Stadler wurde 1792 in Imst geboren und verstarb in Jahr 1841 in Mareit/Ridnaun. In seiner Studienzeit in München entstand das Bild für den Annenaltar in Axams. Sein Werk steht am Übergang vom Spätklassizismus zum Historismus.
Johann Giner der Ältere wurde 1736 in Thaur geboren, er verstarb 1833 ebenfalls in Thaur. Berühmt wurde Giner durch seine vorzüglichen Krippenfiguren. Er schuf aber auch qualitätsvolle Großplastiken für Kirchenausstattungen.
Gregor Fritz, 1693 in Birgitz geboren, 1774 in Hall gestorben. Zu seinem Werk zählen viele Altarausstattungen in Tiroler Kirchen.
Nikolaus Moll wurde 1676 in Bludesch geboren, gestorben ist er 1754 in Innsbruck. Er war Schüler von Balthasar Permoser in Salzburg. Nach seiner Übersiedlung nach Innsbruck wurde er mit bedeutenden Aufträgen in Innsbruck und Umgebung bedacht.

Baubeschreibung – das Äußere
An einer Geländekante, hoch über dem Axamer Bach, erhebt sich die stattliche Pfarrkirche zu den Heiligen Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten. Das Langhaus der Kirche gliedert sich in vier Joche deren drittes (vom Haupteingang aus gesehen) durch eine flache Seitenkapelle erweitert ist. Das zweijochige Presbyterium schließt mit einem 3/8 Chor.
Die Fassaden des Langhauses werden durch übereinander liegende unterschiedlich hohe Rundbogenfenster gegliedert. Die Seitenkapellen und das Presbyterium sind nur mit jeweils einem Fenster im oberen Geschoß versehen. An der Süd-und Südostfassade kann jeweils an einer Sonnenuhr die Zeit abgelesen werden. Die Sonnenuhr der Südfassade trägt die Jahreszahl 1733.
Die dreiachsige Hauptfassade wird durch breite Pilaster gegliedert, die ein kräftiges, in der Mittelachse unterbrochenes Gesims tragen. Den Blendgiebel bilden zwei ausladende Voluten, welche von einem Dreiecksgiebel überhöht werden. Das Mittelfeld des Giebels wird von einem Mosaik geschmückt, das den Kirchenpatron Johannes den Täufer darstellt.
An der Nordseite steht der gotische Turm und das durch die Sakristei mit der Kirche verbundene romanische Jörgnkirchl.
Der Turm zählt mit seinen 74 Metern zu den höchsten Kirchtürmen in Tirol. Er wurde1511 erbaut und bis zur Fastenzeit 1512 vollständig bezahlt.

Der Innenraum
Die Pfarrkirche besteht aus einem vierjochigen Langhaus und einem einem zweijochigen Altarraum mit dreiseitigem Chorschluss. Die Wände des Kirchenraumes sind durch kannelierte Pilaster gegliedert, die das umlaufende Gebälk tragen. Über diesem Gebälk erhebt sich das Tonnengewölbe mit Stichkappen.
Reiche Stuckornamente zieren den gesamten Kirchenraum – Apostelkreuze, Kapitelle, Fenstereinfassungen, Gurtbögen und den Großteil des Tonnengewölbes. Stilistisch steht der Stuck am Übergang vom Barock zum Rokoko. Es verbinden sich Akanthusranken, Muscheln und Voluten mit Bandel- und Gitterwerk. Besonders aufwändig ist der Triumphbogen mit der Uhr stuckiert. Die Gestaltung mit Wolkenbänken und Engelsköpfen verweist auf die schmale Grenze zwischen Zeit und Ewigkeit und erinnert die Menschen daran, die Zeit so zu nützen, dass sie Ewigkeit erlangen.
Der hervorragende Stuck wird dem in Innsbruck ansässigen Anton Gigl aus Wessobrunn und seinem Mitarbeiter Andrä Gratl aus Amras zugeschrieben.
Im Jahr 1841 schuf Josef Arnold d. Ä. (1788 -1879) die drei Deckenbilder mit Ereignissen aus dem Leben des hl. Johannes des Täufers. Im Altarraum die Taufe Jesu (Mt 3, 13-17), im Langhaus die Predigt des Täufers (Mt 3,1-12;….. „Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen“) und über der Empore seine Enthauptung (Mt 14, 3-12).

Altäre
Der freistehende Altar und der Ambo wurden vom Axamer Bildhauer und Mesner Josef Plattner in barocken Stilformen geschaffen. Der Altar, auf dem die Eucharistie gefeiert wird, ist die geistliche Mitte des Gotteshauses.

Der Hochaltar
Der Hochaltar ist eine Stiftung des Freiherrn Sigmund Ignaz von Zech. Er wurde erst 1738 vollendet. Gefertigt ist er aus Stuckmarmor, einer Technik, mit der alle Farben und Maserungen der verschiedenen Marmorsorten imitiert werden konnten.
Auf einem doppelten Sockel erhebt sich eine mächtige Säulenarchitektur mit Gebälk und abschließendem Altarauszug. Jeweils drei Säulen flankieren das Altarblatt und tragen ein, durch das Altarbild unterbrochenes, mächtiges Gebälk mit zwei, dem Betrachter zugewandten, gesprengten Segmentgiebeln. Im durchbrochenen Altarauszug thront vor einem Wolken-und Strahlenkranz Gottvater mit der Weltkugel. Auf den Giebeln knien zwei große Engel, die zusammen mit kleinen Engeln, den Schöpfer verherrlichen.
Links und rechts vom Tabernakel knien zwei anbetende Engel, die dem Bildhauer Johann Giner aus Thaur zugeschrieben werden. Auf seitlich ausschwingenden Konsolen stehen die Figuren der heiligen Päpste Gregor d.Gr. und Leo d.Gr.
Der Schöpfer des Hochaltares ist Andrä Gratl aus Amras. Das Altarbild zeigt die beiden Kirchenpatrone Johannes den Täufer und Johannes den Evangelisten; über ihnen schwebend Maria, als die ohne Erbschuld empfangene Gottesmutter. Das Hochaltarbild wurde von Johann Georg Dominikus Grasmair (1691-1751) im Jahr 1735 geschaffen.

Die vorderen Seitenaltäre
Die beiden Seitenaltäre am Triumphbogen sind aus Holz gefertigt und marmoriert. Die Figuren stammen von Gregor Fritz (1693-1774).
Es handelt sich um Säulenaufbauten mit architektonischem Auszug und reichem figuralen Schmuck. Der rechte Seitenaltar ist dem heiligen Aloisius von Gonzaga geweiht und birgt ein Altarbild von Caspar Jehle (1814-1893). Auf auskragenden Konsolen stehen die Figuren von Johannes Nepomuk (rechts) und Franz Xaver (links).Im Altarauszug sieht man den heiligen Schutzengel in einem Kranz von Engeln. Das Vorsatzbild zeigt den heiligen Antonius von Padua; gemalt von Wolfram Köberl.
Der linke Seitenaltar hat als Patronin die heilige Anna. Sie ist am Altarblatt zusammen mit Joachim und der jungen Maria dargestellt. Das Bild stammt von Martin Alois Stadler (1792-1841). Im Auszug werden die drei Erzengel Gabriel, Raphael und Michael umgeben von einer Schar von Engeln gezeigt. Die Patrone des Bauernstandes Isidor und Notburga flankieren den Altar. Das Vorsatzbild „Mariahilf“ stammt von Anton Kirchebner (1702-1779).

Die hinteren Seitenaltäre
Die Altäre in den Seitennischen sind als Säulenarchitektur gestaltet und wie der Hochaltar aus Stuckmarmor hergestellt. Auf konvex ausschwingendem, verkröpftem, doppeltem Sockel stehen die Säulenpaare und tragen ein entsprechendes Gebälk mit gesprengten Giebeln. Besonders reizvoll sind die luftigen Altarauszüge, die in der lichtdurchfluteten Konche auslaufen. Im durchbrochenen Auszug erscheinen, hinterleuchtet vom rückwärtigen Fenster, der Josefsname (rechts) und der Marienname (links)in einem lockeren Strahlenkranz. Die Ausführung der Arbeiten wurde im Jahr1736 dem Stuckateur Andrä Gratl übertragen. Die Figuren dieser Altäre werden Nikolaus Moll (1676-1754) zugeschrieben.
Der rechte Seitenaltar ist dem heiligen Josef geweiht. Das Altarbild stammt von Anton Kirchebner (1702 -1779) und zeigt den Tod des heiligen Josef dar. Die Figuren stellen die heilige Barbara(rechts) und den heiligen Florian dar. In einem prachtvollen Rahmen wird meist das heiligste Herz Jesu gezeigt.
Der linke Seitenaltar ist Altar der Rosenkranzbruderschaft und der Muttergottes geweiht. Am Altarbild sieht man die Himmelfahrt Mariens, es stammt von Anton Kirchebner (1702 -1779) und wurde von seinem Sohn Joseph im Jahr 1803 renoviert; wahrscheinlich großflächig übermalt. Als Altarfiguren sind die Statuen der heiligen Katharina von Siena und des heiligen Dominikus (Mit-Patrone der Rosenkranzbruderschaft) zu sehen. Über der Mensa sitzt eine geschnitzte Madonna mit Jesukind, Krone und Zepter in prächtiger Rokoko-Kleidung.
Die Kanzel wird aus stilistischen Gründen dem Meister Nikolaus Moll (1676 -1754) zugeschrieben. Sie besteht aus Stuck und Stuckmarmor. Über eine steile Stiege mit schmiedeeisernem Gitter gelangt man zum Kanzelkorb. Dieser wird durch den Anlauf, geschweifte Gesimse, Volutenbänder und rechteckige Felder aus Stuckmarmor gegliedert. Am Kanzelkorb prangt das Wappen der Stifterfamilie Hermanni von Reichenfeld. Der Schalldeckel wird von einem mehrstöckigen Aufbau aus Voluten, Gesimsen, Kartuschen, Blumengirlanden und Engeln überhöht und vom Symbol für den dreifaltigen Gott (Auge Gottes) bekrönt.

Kreuz
Der fast lebensgroße Korpus am freistehenden Kreuz gegenüber der Kanzel wird dem Thaurer Bildhauer Johann Giner d.Ä. (1757-1833) zugeschrieben. Es handelt sich um einen toten Christus mit schon offener Seitenwunde. Für die Zuschreibung an Johann Giner spricht besonders der lineare, zackige Faltenwurf des Lendentuches.

Kreuzweg
Die Stationsbilder wurden 1828 von Josef Anton Kirchebner (1757-1839) gemalt. Der Kreuzweg ist, wie üblich, auf der 14. Station signiert und datiert.

Schrein der Rosenkranzkönigin
Unmittelbar hinter dem Triumphbogen befindet sich auf der linken Seite ein verglaster Schrein mit der Rosenkranzkönigin. Sie wird als Prozessionsfigur verwendet. Das Gehäuse ist in den verspielten Formen der Übergangszeit vom Barock zum Rokoko gestaltet. Eine Überfülle und ein Formenreichtum lassen das Auge fast nicht zur Ruhe kommen.

Orgel
Die Orgel aus der Bauzeit der Kirche wurde im Laufe der Jahre öfter umgebaut. Im Jahr 1975 ist die mechanische Orgel von Johann Pirchner aus Steinach am Brenner neu erbaut worden. Teile des alten Orgelgehäuses und der Schleierbretter wurden wiederverwendet und neue Ornamente von Josef Plattner geschnitzt.

Pfarrer Rudolf Silberberger

Literatur:
Felderer Johann, Chronik der Pfarre Axams, Axams 1902.
Gritsch Johanna, Kirchen der Pfarrei Axams(Schnell und Steiner, Kleine Kunstführer Nr.:1431, München-Zürich 1983. Ringler Josef, Von der Mutterpfarre Axams und ihren Filialen, in: Tiroler Heimatblätter 1965, Heft 10/12, 2-14. Schmid-Pittl Karin, Kunstgeschichtliches: Kirchen, Kapellen und Krippen, in: Dorfbuch Axams 2005, 234-254.