Kunst in der Kirche – „Verlassen“
am 15. November fand die Vernissage „Verlassen“ in der Pfarrkirche Götzens statt.
Pfarrer Peter Ferner stellte den Münchner Künstler Raoul Rudolf Maria Rossmy vor und beschrieb seinen beeindruckenden theologischen und künstlerischen Werdegang detailreich.
Raoul Rossmy erläuterte Hintergrund, Motivation, Bedeutung seiner vier Bilder rhetorisch brillant. Hier eine kurze Zusammenfassung:
Das Werk „Verlassen“ wirft auf vier unabhängig platzierten Leinwänden (I, II, III und IV) Schlaglichter auf ein dramatisches Geschehen. Verbunden wird die fragmentierte Szene durch den dunklen Hintergrund und die grell-orangene Rahmung. Der Blick wandert zunächst auf den fahlen Korpus (III), der sich frei vor dem düsteren Hintergrund aufspannt. Die Arme sind ausgestreckt, der Kopf in der Dunkelheit verborgen. Entblößt – entindividualisiert – entkräftet. Der Brustkorb hebt sich, doch der Körper versteift sich – ringt um Atem – erstickt. Trotz fehlender Nägel und Wunden ist die Assoziation mit dem gekreuzigten Christus unmittelbar, jedoch nur eine der Deutungsmöglichkeiten. Dennoch meint man am linken Rand der Installation (I) Maria und Johannes zu erkennen – die Angehörigen des Sterbenden sind beinahe aus dem Bildfeld gedrängt, obwohl ihr Platz doch bei dem Verlassenen wäre. Isoliert, um Atem kämpfend, verlassen – so ist nicht nur Christus am Kreuz. Maria und Johannes, sie stehen für die Eltern, die Ehefrau, die Kinder der Sterbenden. Erstarrt oder in sich versunken sind sie gefangen in ihrem Käfig aus Neonorange; zwischen ihnen und dem geliebten Menschen klafft eine leere Finsternis (II). Der Sterbende ist weggesperrt – die Trauerenden ausgesperrt. Was bleibt ist die schmerzende Leerstelle umgeben vom warnenden Farbquadrat. Das unheilvolle Schwarz der Komposition setzt sich zwar auf der letzten Leinwand (IV) fort, reißt jedoch auf und legt eine goldene Fläche frei. Umrahmt von einem Wolkenband lenkt das erlösende, ja österliche Gold den Blick in die Weite des umgebenden Kirchenraumes. Über die strahlenden Kirchenfenster und die umgebenden Heilsbilder weist „Verlassen“ so über den Schmerz und das Leid zum Heil und dem uns versprochenen Sieg des Lebens.
Text: Raoul und Katharina Rossmy
Außerdem gelang es dem Künstler, die Kunst in der Kirche, und hier vor allem den Altarraum und das Deckenfresko mit den Aussagen und Inhalten seiner Bilder zu verknüpfen.
Fotos: Federico Zogg
Die Pfarre Götzens lädt zur Vernissage „Verlassen“ ein. Termin: 15.11.2021 um 19:30 Uhr in der Pfarrkirche Götzens. Der Künstler ist anwesend. Anschließend Umtrunk und Zeit zum Diskutieren.
Die Ausstellung bleibt bis zum 25. November in der Kirche. Von Montag bis Freitag findet in der Zeit vom 16.-25. November jeweils um 17:00 ein meditativer Impuls statt.